Deutscher Meister 2019 - eine Zusammenfassung der Saison
Verfasst: Mo Apr 29, 2019 10:06 am
Die Adler Mannheim 2018/19
Einer historischen Hauptrunde wird in den Playoffs die Krone aufgesetzt – endlich kommt der Meisterpokal wieder nach Mannheim!
Was war das bitte für eine erfrischende Spielzeit, im Jahr 1 unter der neuen sportlichen Leitung?!
Sagenhafte 116 Punkte in 52 Hauptrundenspielen gesammelt und damit den alten Rekord pulverisiert. Mit 194 Toren den mit Abstand besten Angriff der Liga gestellt. Lediglich 117 Gegentore bedeuteten gleichzeitig statistisch gesehen die beste Abwehr aller DEL-Teams. Beste Heimmannschaft und beste Auswärtsmannschaft der Hauptrunde. Erfolgreichstes Überzahlspiel etc…
Das sind nur einige Zahlen, die diese tolle Saison der Adler beschrieben - aber wie wir alle wissen, sind Statistiken im Sport nicht alles. Nein, nicht nur auf dem Zettel stachen die Mannheimer heraus, selbst die spielerischen Auftritte waren zumeist von einem attraktiven Offensiveishockey geprägt und ließen bei den Zuschauern wenig bis keine Langeweile aufkommen. Ob die Anhänger gegnerischer Teams ebenfalls ihre Freude mit der Adler-Mannschaft hatten, sei jetzt mal dahingestellt…
Im Folgenden lasse ich meinen Eindrücken über die Saison einfach einmal freien Lauf und versuche zumindest einigermaßen sachlich (die „Fan-Brille“ wird man mir nicht ganz nehmen können) auf eine ereignisreiche Spielzeit zurückzublicken. Nichtsdestotrotz, völlig ohne Emotionen wäre es doch auch irgendwie ein bisschen eintönig, wenn man in einem Adler-Forum unterwegs ist. Vermutlich werden einige Highlights sogar zu kurz kommen, weil ich sonst schon fast ein Buch über die Saison 2018/19 der Adler schreiben könnte, insofern bitte ich um etwas Nachsicht.
Der neue Weg mit alten Bekannten hinter der Bande
Was würde man aus einer derart verkorksten Vorsaison, die mit dem Halbfinal-Aus gegen den späteren Meister München noch einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss fand, für Konsequenzen in Hinblick auf die neue Saison 2018/19 ziehen. Es gab ganz und gar nichts schönzureden. Unter Sean Simpson stand keine Mannschaft auf dem Eis und der Trainer litt – so leid es mir tut, es an dieser Stelle so auszudrücken – ebenfalls unter einer ziemlich vernebelten Auffassung. Für solche kraftlosen Auftritte dann noch mit der Forderung heranzutreten, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern, grenzte schon an blanken Hohn. Gott sei Dank kam dann, was schon viel, viel früher hätte geschehen müssen. Die sportliche Führung samt des langjährigen Managers Teal Fowler wurde komplett ausgetauscht. Auch wenn es noch keine schnelle Wirkung entfachte und ein neuer alter Bekannter hinter der Bande mit der schwierigen Aufgabe bedacht war, eine nicht nur konditionell desaströse Truppe wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken, war es in gewisser Weise der Startschuss für eine bessere Zukunft. Bill Stewart, man kann ihn mögen oder nicht, hatte einen nicht zu vernachlässigenden Anteil am sich später einstellenden Aufschwung der Adler – nicht nur als Übergangstrainer bis Saisonende, sondern vor allem auch mit seinen schonungslosen Analysen.
DER Knackpunkt, der wieder Hoffnung sowie Aufbruchsstimmung verbreitete, war jedoch die Verpflichtung von Pavel Gross, Mike Pellegrims und wenig später Jan-Axel Alavaara. Über Gross´ braucht man wenig Worte verlieren. Ein Toptrainer, jemand der seine ganz eigene Philosophie vom Eishockey hat und mitunter auch mal etwas unbequemer sein kann. Dennoch, wenn es teamintern läuft ein Trainer, der immer für seine Jungs da ist, aber auch weiß, wann er die Zügel wieder zu straffen hat. Ein positiv eishockeyverrückter!
Doch was wusste man großartig über Jan-Axel Alavaara? Als Spieler kannte man ihn aus seiner Zeit in Wolfsburg. Ein gut ausgebildeter Verteidiger, der sowohl offensiv Punkte produzierte und hinten in der Defensive verlässlich seinen Mann stand; zudem ein absoluter Teamplayer, zu dem besonders die jüngeren Spieler bei den Grizzlys hinaufschauten. Gerade diese Art, diese Persönlichkeit war es, die Pavel Gross an seinem damaligen Abwehrmann so schätzte und weshalb er den Schweden damals schon gerne als Co-Trainer an der Bande der Wolfsburger integriert hätte. Doch Alavaaras Weg führte über Schweden und später Nordamerika erst einige Jahre später zurück nach Deutschland und dann nach Mannheim. Am meisten dazugelernt, so sagt er selbst, hat Alavaara als Europa-Scout der Buffalo Sabres. Das Gefühl dafür zu bekommen, ausgewählte Spieler genau zu analysieren, Potenzial zu erkennen und sich eine Meinung davon zu bilden, ob besagter Spieler auch charakterlich in das Teamgefüge passt. Es wurden Kontakte geknüpft, ein Scouting-Netzwerk aufgebaut und weiterentwickelt.
Als Alavaara dann neuer Sport-Manager bei den Adlern wurde, mögen manche Bedenken gehabt haben, ob der Schwede bereits der richtige Mann für diesen wichtigen Posten sei. Jemand, der vorher noch nicht als Manager gearbeitet hatte und nun dabei mithelfen soll, einen arg strauchelnden Verein wieder durch geschickte Transfers neues Leben einzuhauchen?!
Die Antwort darauf gab Alavaara schnell und eindrucksvoll. Ruhig und besonnen begann der sympathische Schwede bereits Anfang 2018 eine Liste an Spielern abzuklappern, die durchaus interessant werden könnten und befand sich darüber hinaus im ständigen Austausch mit Pavel Gross. Marcus Kuhl sowie Bill Stewart hielten ihm den Rücken frei und unterstützten. Neu dabei war, dass nicht mehr nur ein Augenmerk auf den Spielermarkt in Nordamerika gelegt wurde, wie zu Zeiten von Teal Fowler, sondern auch neue Wege eingeschlagen wurden und man sich nach Spielern in Schweden sowie Finnland umsah. Letzteres waren Märkte, die in all den Jahren zuvor gänzlich vernachlässigt wurden…
So gelang es einerseits starke Spieler wie Ben Smith vom AHL-Meister Toronto Marlies für 3 Jahre unter Vertrag zu nehmen als auch die beiden Finnen Tommi Huhtala und Joonas Lehtivuori von ihren finnischen Clubs loszueisen. Glücksgriffe, wie sich herausstellte. Wobei man hier fragen darf, ob es tatsächlich Glück oder nicht viel mehr Können sowie Verstand war.
Damit nicht genug. Es sickerte ja bereits durch, dass Daniel Hopp und Manager Alavaara beide Finnen in ihrer Heimat besuchten, um ihnen in persönlichen Gesprächen eine Karriere in Deutschland schmackhaft zu machen. Ein Konzept, welches auch bei dem zum damaligen Zeitpunkt etwas unerwarteten Transfer von Senkrechtstarter Markus Eisenschmid Früchte trug. Es war nicht nur rein die finanzielle Seite, sondern in gewisser Weise auch die menschliche, die dabei half, die Spieler für die eigene Organisation zu gewinnen.
Mit Mark Katic und Brendan Mikkelson holte man wohlgemerkt noch 2 Kanadier aus Schweden, die hier auch definitiv ihre Beachtung finden sollen, weil sie das zeigten, wofür sie geholt wurden und innerhalb des Teams zügig ihren Platz/ ihre Rolle fanden/ annahmen.
Der personelle Grundstein war gelegt. Pavel Gross war beim Kaderumbau über alle Spieler in Kenntnis gesetzt und konnte sich bereits frühzeitig an den Plan bzw. das Spielsystem begeben. Das zwischenzeitlich abgehaltene Prospect Camp war ein weiterer absolut positiver und willkommener Fingerzeig, dass junge deutsche Spieler in Zukunft wieder vermehrt eine Zukunft in Mannheim erhalten sollen. Ein gewisser Lean Bergmann, der anwesend war und wenig später für 1 Saison in Iserlohn anheuerte, wird in der kommenden Saison beispielsweise das Adler-Trikot tragen. Weitere Talente wie zum Beispiel Julian Napravnik stehen unter ständiger Beobachtung der Scouts um Todd Hlushko und Bill Stewart.
Die Vorbereitung – gelingt der Umbruch?
Da Gross ein Freund davon ist, seine Mannschaft zu Saisonbeginn bereits vervollständigt versammelt zu haben und nicht unbedingt als Fan von Nachverpflichtungen – sofern sie nicht notwendig sind – gilt, war die Eisfläche zu Vorbereitungsbeginn bereits gut gefüllt und auch der damals noch 17-jährige Moritz Seider tummelte sich unter den Spielern. Ein Junge, der die Saison nutzen sollte, um richtig auf sich aufmerksam zu machen. Auf den Rängen saß häufiger Manager Alavaara und machte sich ein Bild von der Mannschaft. Grundlagen für den fast täglichen Austausch mit den Trainern.
Über allem schwebte allerdings noch immer die Frage, ob und wenn ja wie schnell der Umbruch in Mannheim gelingen würde und die Adler endlich wieder mehr als nur eine „Geldverbrennungsmaschine“ darstellten.
Im Vergleich zum Vorjahr unter Sean Simpson kristallisierte sich schnell heraus, worauf im Training Wert gelegt wurde. Tempo, ein sauberes Passspiel und allgemein ein sauberer Aufbau. Zielsetzungen, für die man die richtigen Spieler verpflichtet hatte. Vorbei die Zeiten des ständigen Dump & Chase, was in meinen Augen von spielerischer Armut zeugt und schon gar nicht umsetzbar ist, wenn man keine austrainierte Mannschaft hat, gell Herr Simpson?
Die ersten Testspiele im August in der Schweiz gaben dann die lang herbeigesehnten Aufschlüsse, dass sich Pavel Gross mit seiner Mannschaft auf einem guten Weg befand, dieser allerdings noch längst nicht sein Ende gefunden hatte. Nahezu ausgeglichen die Bilanz und gerade in Sachen Chancenverwertung war noch deutlich Luft nach oben. Gut eine Woche vor Saisonstart dann die 1:5 Testspielniederlage in Köln. Ein Grund zu grübeln oder gar ein kleiner Euphoriedämpfer?! Nein, aber ein zarter Wink, dass jeder zu Saisonstart bereit sein und 100% abrufen muss.
Start der Saison 2018/19
Endlich begann die neue Spielzeit am Freitag, den 14. September mit einem Heimspiel gegen die DEG aus Düsseldorf. Gleich zu Anfang vor heimischer Kulisse zeigen, worauf sich die Zuschauer endlich wieder freuen können. Aber für das Team auch ein erster richtiger Gradmesser, wo man denn nun im ligainternen Vergleich so steht. Die Partie ging jedoch leider mit 1:2 in der Overtime verloren. Dennoch hielt sich die Trauer über lediglich einen Punkt in Grenzen. Es wäre die falsche Reaktion gewesen, gleich wieder auf die Truppe oder einzelne Spieler draufzuhauen. Die Mannschaft hatte gekämpft, gute Spielzüge gezeigt, mehr Abschlüsse, aber wieder einmal machte das Thema Chancenverwertung einen Strich durch die Rechnung.
Im restlichen September verstand es die Mannschaft dann jedoch, ihre Leistung zu liefern und gleichzeitig Punkte einzufahren, sodass man sich oben an der Tabellenspitze festsetzen konnte. Etwas wild könnte man die Erfolge in Straubing (6:5) sowie gegen Wolfsburg (6:3) betiteln. Offensiv war die Produktion langsam am Warmlaufen, hinten hakte es hingegen noch desöfteren.
Der Weg nach oben, dann jedoch ein erstes Tief
Von Mitte Oktober bis Mitte November erspielten sich die Adler 9 Siege in Serie und setzten sich am Platz an der Sonne fest. Defensiv kehrte eine gewisse Stabilität ein und die Abläufe griffen immer besser ineinander. Es machte einfach wieder richtig Spaß diesen Adlern beim Eishockey zuzusehen. Lange Zeit hatte man darauf warten müssen.
Nach einem 3:0 Sieg gegen Krefeld am 23.11. 2018 sowie einem OT-Sieg in Bremerhaven, folgte jedoch eine unerwartete Niederlagenserie. 4 aufeinander folgende Spiele gingen an die Gegner. Vielen ist vielleicht noch der Satz von Meistertrainer Geoff Ward im Ohr: „Good teams don´t lose two in a row!“
Waren die Adler nun doch etwa noch kein gefestigtes Topteam in der Liga oder konnte man die Niederlagenserie mitunter an etwas anderem festmachen? Und hier sage ich ganz eindeutig: „Ja!“
Es wäre verkehrt zu behaupten, dass die Adler sich nicht auch an die eigene Nase fassen mussten, aber durch die Verletzung von Joonas Lehtivuori brach ein enormer Pfeiler in der Defensive für mehrere Wochen weg. Der Finne spielte zwar längst nicht zu spektakulär wie Verteidigerkollege Mark Katic, aber Lehtivuori war der Spieler, den man immer und in jeder Situation aufs Eis stellen konnte und man wusste, dass der Finne eine Lösung parat hat oder finden würde. Sein Fehlen hat sich anfangs deutlich bemerkbar gemacht. Ähnlich gestaltete sich leider die Situation mit seinem Landsmann Tommi Huhtala, der mit seinem Ausfall zum damaligen Zeitpunkt zunächst eine genauso tiefe Kerbe in den Angriff der Adler riss.
Mein erster echter Gedanke, dass es diese Saison klappen könnte
Der Dezember hatte dann 3 echte Kracher parat, die eine richtungsweisende Rolle einnehmen würden. Am 26. Spieltag setzten sich die Adler mit einem 1:0 im Penaltyschießen gegen den großen Rivalen aus München durch, wohlgemerkt in der bayerischen Landeshauptstadt. Überragender Mann in dieser Partie war ohne wenn und aber Dennis Endras, der die Münchner reihenweise mit seinen Saves zur Verzweiflung brachte.
Am 29. Spieltag dann das Kräftemessen in Köln.
Ich habe es nicht ganz so vernommen, aber in den ersten 10 Minuten mag Köln vielleicht die aktivere (bessere?) Mannschaft gewesen sein, jedoch hatte Pavel Gross seine Mannen derart gut eingestellt, dass die Adler mit zunehmender Zeit auftraten wie eine echte Spitzenmannschaft und nahezu ein perfektes Auswärtsspiel zeigten. Ich war an diesem Abend selbst vor Ort und schon beim Aufwärmen konnte man spüren, wie sehr die Jungs fokussiert waren. Zwar fehlte Joonas Lehtivuori nach wie vor, aber alle anderen Rädchen griffen ineinander. Gestützt durch einen wiederum stark haltenden Dennis Endras, blieb mir eine Szene vornehmlich in Erinnerung. Eine Kleinigkeit, aber sie zeigte mir, wie sehr es innerhalb der kompletten Mannschaft stimmt. Nachdem Chad Kolarik den 5:1 Endstand im letzten Drittel markierte, klatschte er seine Kollegen an der Bande ab, fuhr dann zu Pavel Gross, klatschte diesen noch einmal emotional ab und holte sich mit einem breiten Grinsen selbst einen Schulterklopfer vom Trainer. Es war der Wille, es war Leben in der Mannschaft, die Truppe war erfolgshungrig!
3 Tage später folgte dann der nächte beeindruckende Akt, der mir aufzeigte, dass sich die Adler 2018/19 vor niemandem verstecken müssen und das Zeug haben, ganz oben mitzuspielen. Ein 3:1 in München. Clever, diszipliniert und mit den Nadelstichen zur rechten Zeit. So spielt eine Topmannschaft!
Der Motor läuft lange Zeit auf Hochtouren
Vom 30.12.2018 bis zum 17.02.2019 – unterbrochen von einer Niederlage nach Penaltyschießen in Straubing – folgten 12 Siege (Erwähnung sollte hier verdientermaßen Chet Pickard finden, der den verletzten Dennis Endras hervorragend vertrat). Darunter ein 7:0 in Berlin und in 6:1 in Ingolstadt. Die Mannschaft lieferte ab und legte den Grundstein dafür, dass man die Hauptrunde als Tabellenerster abschloss; und dies mit beachtlichen Werten, die ich zu Beginn meiner Ausführungen bereits aufgelistet hatte.
Die letzten 6 Partien der Hauptrunde beendeten die Adler mit jeweils 3 Siegen sowie 3 Niederlagen und sollten im Viertelfinale auf die Thomas Sabo Ice Tigers treffen.
Das Viertelfinale mit Lieblingsgegner Nürnberg
4:1 in der Serie spricht eigentlich eine deutliche Sprache, doch so waren es mehr oder weniger nur die ersten beiden Partien und die letzten 30 Minuten in Spiel 5, die in meinen Augen eine überwiegend gute Leistung darstellten. Ansonsten wurde zu pomadig, ja vielleicht sogar zu arrogant versucht das Spiel im „Schongang“ gegen die Ice Tigers über die Bühne zu bringen. Mit Ausnahme des 2. Spiels in Nürnberg konnte man zwar zulegen, wenn es erforderlich wurde, aber dieser Schuss kann auch schnell mal nach hinten losgehen. Darauf verlassen sollte man sich jedenfalls nicht.
Der Mann der Serie dürfte nicht nur für mich Markus Eisenschmid gewesen sein. Andrew Desjardins mit seinem Hattrick in Spiel 1, oder Luke Adam sowie Mark Katic als damalige Topscorer mit 8 Punkten aus 5 Spielen sollten hier ebenfalls Erwähnung finden, aber 6 Tore in lediglich 5 Aufeinandertreffen waren schon eine echte Hausmarke!
Halbfinale gegen Köln – der Klassiker
Besser hätte man nach einer solch langen Pause und dem Warten auf den Halbfinalgegner wohl kaum in eine Serie starten können. Bereits nach nicht einmal einer Minute Spielzeit war es Ben Smith der die Adler mit einer geschickt abgefälschten Scheibe in Front brachte. Womit die Wenigsten gerechnet hätten - es sollte der letzte Torerfolg an dem gesamten Abend bleiben. Stattdessen wurde es ein hauptsächlich von der Defensive geprägtes Spiel, was den Adlern nicht unbedingt zugutekam. Am Ende konnte man Dennis Endras dafür danken, dass die Partie nach einem zwei auf eins Unterzahlkonter der Haie nicht doch noch in andere (falsche) Bahnen gelenkt wurde. Man soll ja immer vorsichtig mit solchen Behauptungen sein, aber gerade das zeichnet einen Topakteur aus: er ist da, wenn man ihn braucht! Somit ging Spiel 1 der Serie mit 1:0 an die Adler.
In Spiel 2 folgte die dringend benötigte Leistungssteigerung, nachdem Pavel Gross vor allem das 2. Drittel aus der vorangegangenen Partie sauer aufstieß. Abzüglich der ersten 5 Minuten des Aufeinandertreffens war es eine souveräne Vorstellung der Adler. Gestützt auf einer cleveren, starken Defensive und funktionierenden Special Teams ließen die Jungs eigentlich zu keinem Zeitpunkt etwas anbrennen. Zumindest hatte ich nie Zweifel daran, wer am Abend des 5. April als Sieger vom Eis gehen würde; selbst nicht, als nach dem 1:3 Anschlusstreffer der Kölner wieder Hoffnung im weiten Rund der Lanxess Arena aufkeimte. Dank des 4:1 Auswärtssieges stellten die Jungs von Pavel Gross also auf eine 2:0 Serienführung.
Spiel 3 der Serie begann ohne spielerischen Glanz. Die Adler spielten die ersten 20 Minuten verhalten und ließen die Haie erst einmal machen. Konsequent jedoch das Abwehrverhalten, besonders die Vielzahl der geblockten Schüsse. Ernsthaft in Gefahr war das Adler-Gehäuse in meinen Augen aber nicht und wenn es doch etwas gefährlicher wurde, stand hinten immer noch ein bislang schier unüberwindbare Dennis Endras.
Mitte des 2. Spielabschnitts besorgte der starke Mark Katic – nicht umsonst Playoff-Topscorer der Adler – mit einem präzisen Schuss die ersehnte Führung. Aufgrund einer fahrig (schlampig) verspielten siebenminütigen (!!!) Überzahlgelegenheit, gelang es der Truppe von Pavel Gross allerdings nicht, frühzeitig für mehr Entspannung der Fan-Seele zu sorgen. Dies sollte hingegen mit einem Powerplay zu Beginn des Schlussabschnittes geschehen. Nach wiederum starker Arbeit vor dem Tor von Haie-Keeper Gustaf Wesslau bugsierte Matthias Plachta die Scheibe ins Tornetz. Von dort an senkten sich die Köpfe der gegnerischen Akteure, die Adler zogen ihr Spiel souverän durch und sorgten in Person von Andrew Desjardins nach einem wunderbar herausgespielten Angriff sowie Luke Adam nach dickem Schnitzer von Haie-Kapitän Moritz Müller für den 4:0 Endstand – gleichbedeutend mit Halbfinal-Shutout-Nr. 2 für Dennis Endras.
Das 4. Aufeinandertreffen zwischen Mannheim und Köln, diesmal wieder in der Lanxess Arena, ließ sich kurz und knapp zusammenfassen: 4:2 gewonnen und über 40 Minuten eine starke Leistung gezeigt. Im letzten Drittel wurde mit angezogener Handbremse mehr oder weniger der Spielstand verwaltet und die Uhr runter gespielt. Dieser Erfolg war natürlich gleichbedeutend mit einem Sweep! Lediglich 3 Gegentreffer in der gesamten Serie! Zu stark waren diese Adler und die Haie fanden einfach keine Mittel.
Bereits am Abend des 9. April 2019 hatte sich das Tor zum Finale geöffnet. Für mich persönlich ein Triumpf zum Genießen – auf ganzer Ebene. Meine sehr „speziellen“ Freunde *hust* aus der Domstadt konnten nun endlich ihren Sommerurlaub antreten (sorry, kann die Haie einfach nicht ausstehen).
Die Adler waren vom Trainerteam super eingestellt, mannschaftlich geschlossen und abgezockt (clever), wie ein Spitzenteam eben auftreten muss. Das Warten auf den Finalgegner konnte also beginnen...
[...]
Einer historischen Hauptrunde wird in den Playoffs die Krone aufgesetzt – endlich kommt der Meisterpokal wieder nach Mannheim!
Was war das bitte für eine erfrischende Spielzeit, im Jahr 1 unter der neuen sportlichen Leitung?!
Sagenhafte 116 Punkte in 52 Hauptrundenspielen gesammelt und damit den alten Rekord pulverisiert. Mit 194 Toren den mit Abstand besten Angriff der Liga gestellt. Lediglich 117 Gegentore bedeuteten gleichzeitig statistisch gesehen die beste Abwehr aller DEL-Teams. Beste Heimmannschaft und beste Auswärtsmannschaft der Hauptrunde. Erfolgreichstes Überzahlspiel etc…
Das sind nur einige Zahlen, die diese tolle Saison der Adler beschrieben - aber wie wir alle wissen, sind Statistiken im Sport nicht alles. Nein, nicht nur auf dem Zettel stachen die Mannheimer heraus, selbst die spielerischen Auftritte waren zumeist von einem attraktiven Offensiveishockey geprägt und ließen bei den Zuschauern wenig bis keine Langeweile aufkommen. Ob die Anhänger gegnerischer Teams ebenfalls ihre Freude mit der Adler-Mannschaft hatten, sei jetzt mal dahingestellt…
Im Folgenden lasse ich meinen Eindrücken über die Saison einfach einmal freien Lauf und versuche zumindest einigermaßen sachlich (die „Fan-Brille“ wird man mir nicht ganz nehmen können) auf eine ereignisreiche Spielzeit zurückzublicken. Nichtsdestotrotz, völlig ohne Emotionen wäre es doch auch irgendwie ein bisschen eintönig, wenn man in einem Adler-Forum unterwegs ist. Vermutlich werden einige Highlights sogar zu kurz kommen, weil ich sonst schon fast ein Buch über die Saison 2018/19 der Adler schreiben könnte, insofern bitte ich um etwas Nachsicht.
Der neue Weg mit alten Bekannten hinter der Bande
Was würde man aus einer derart verkorksten Vorsaison, die mit dem Halbfinal-Aus gegen den späteren Meister München noch einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss fand, für Konsequenzen in Hinblick auf die neue Saison 2018/19 ziehen. Es gab ganz und gar nichts schönzureden. Unter Sean Simpson stand keine Mannschaft auf dem Eis und der Trainer litt – so leid es mir tut, es an dieser Stelle so auszudrücken – ebenfalls unter einer ziemlich vernebelten Auffassung. Für solche kraftlosen Auftritte dann noch mit der Forderung heranzutreten, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern, grenzte schon an blanken Hohn. Gott sei Dank kam dann, was schon viel, viel früher hätte geschehen müssen. Die sportliche Führung samt des langjährigen Managers Teal Fowler wurde komplett ausgetauscht. Auch wenn es noch keine schnelle Wirkung entfachte und ein neuer alter Bekannter hinter der Bande mit der schwierigen Aufgabe bedacht war, eine nicht nur konditionell desaströse Truppe wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken, war es in gewisser Weise der Startschuss für eine bessere Zukunft. Bill Stewart, man kann ihn mögen oder nicht, hatte einen nicht zu vernachlässigenden Anteil am sich später einstellenden Aufschwung der Adler – nicht nur als Übergangstrainer bis Saisonende, sondern vor allem auch mit seinen schonungslosen Analysen.
DER Knackpunkt, der wieder Hoffnung sowie Aufbruchsstimmung verbreitete, war jedoch die Verpflichtung von Pavel Gross, Mike Pellegrims und wenig später Jan-Axel Alavaara. Über Gross´ braucht man wenig Worte verlieren. Ein Toptrainer, jemand der seine ganz eigene Philosophie vom Eishockey hat und mitunter auch mal etwas unbequemer sein kann. Dennoch, wenn es teamintern läuft ein Trainer, der immer für seine Jungs da ist, aber auch weiß, wann er die Zügel wieder zu straffen hat. Ein positiv eishockeyverrückter!
Doch was wusste man großartig über Jan-Axel Alavaara? Als Spieler kannte man ihn aus seiner Zeit in Wolfsburg. Ein gut ausgebildeter Verteidiger, der sowohl offensiv Punkte produzierte und hinten in der Defensive verlässlich seinen Mann stand; zudem ein absoluter Teamplayer, zu dem besonders die jüngeren Spieler bei den Grizzlys hinaufschauten. Gerade diese Art, diese Persönlichkeit war es, die Pavel Gross an seinem damaligen Abwehrmann so schätzte und weshalb er den Schweden damals schon gerne als Co-Trainer an der Bande der Wolfsburger integriert hätte. Doch Alavaaras Weg führte über Schweden und später Nordamerika erst einige Jahre später zurück nach Deutschland und dann nach Mannheim. Am meisten dazugelernt, so sagt er selbst, hat Alavaara als Europa-Scout der Buffalo Sabres. Das Gefühl dafür zu bekommen, ausgewählte Spieler genau zu analysieren, Potenzial zu erkennen und sich eine Meinung davon zu bilden, ob besagter Spieler auch charakterlich in das Teamgefüge passt. Es wurden Kontakte geknüpft, ein Scouting-Netzwerk aufgebaut und weiterentwickelt.
Als Alavaara dann neuer Sport-Manager bei den Adlern wurde, mögen manche Bedenken gehabt haben, ob der Schwede bereits der richtige Mann für diesen wichtigen Posten sei. Jemand, der vorher noch nicht als Manager gearbeitet hatte und nun dabei mithelfen soll, einen arg strauchelnden Verein wieder durch geschickte Transfers neues Leben einzuhauchen?!
Die Antwort darauf gab Alavaara schnell und eindrucksvoll. Ruhig und besonnen begann der sympathische Schwede bereits Anfang 2018 eine Liste an Spielern abzuklappern, die durchaus interessant werden könnten und befand sich darüber hinaus im ständigen Austausch mit Pavel Gross. Marcus Kuhl sowie Bill Stewart hielten ihm den Rücken frei und unterstützten. Neu dabei war, dass nicht mehr nur ein Augenmerk auf den Spielermarkt in Nordamerika gelegt wurde, wie zu Zeiten von Teal Fowler, sondern auch neue Wege eingeschlagen wurden und man sich nach Spielern in Schweden sowie Finnland umsah. Letzteres waren Märkte, die in all den Jahren zuvor gänzlich vernachlässigt wurden…
So gelang es einerseits starke Spieler wie Ben Smith vom AHL-Meister Toronto Marlies für 3 Jahre unter Vertrag zu nehmen als auch die beiden Finnen Tommi Huhtala und Joonas Lehtivuori von ihren finnischen Clubs loszueisen. Glücksgriffe, wie sich herausstellte. Wobei man hier fragen darf, ob es tatsächlich Glück oder nicht viel mehr Können sowie Verstand war.
Damit nicht genug. Es sickerte ja bereits durch, dass Daniel Hopp und Manager Alavaara beide Finnen in ihrer Heimat besuchten, um ihnen in persönlichen Gesprächen eine Karriere in Deutschland schmackhaft zu machen. Ein Konzept, welches auch bei dem zum damaligen Zeitpunkt etwas unerwarteten Transfer von Senkrechtstarter Markus Eisenschmid Früchte trug. Es war nicht nur rein die finanzielle Seite, sondern in gewisser Weise auch die menschliche, die dabei half, die Spieler für die eigene Organisation zu gewinnen.
Mit Mark Katic und Brendan Mikkelson holte man wohlgemerkt noch 2 Kanadier aus Schweden, die hier auch definitiv ihre Beachtung finden sollen, weil sie das zeigten, wofür sie geholt wurden und innerhalb des Teams zügig ihren Platz/ ihre Rolle fanden/ annahmen.
Der personelle Grundstein war gelegt. Pavel Gross war beim Kaderumbau über alle Spieler in Kenntnis gesetzt und konnte sich bereits frühzeitig an den Plan bzw. das Spielsystem begeben. Das zwischenzeitlich abgehaltene Prospect Camp war ein weiterer absolut positiver und willkommener Fingerzeig, dass junge deutsche Spieler in Zukunft wieder vermehrt eine Zukunft in Mannheim erhalten sollen. Ein gewisser Lean Bergmann, der anwesend war und wenig später für 1 Saison in Iserlohn anheuerte, wird in der kommenden Saison beispielsweise das Adler-Trikot tragen. Weitere Talente wie zum Beispiel Julian Napravnik stehen unter ständiger Beobachtung der Scouts um Todd Hlushko und Bill Stewart.
Die Vorbereitung – gelingt der Umbruch?
Da Gross ein Freund davon ist, seine Mannschaft zu Saisonbeginn bereits vervollständigt versammelt zu haben und nicht unbedingt als Fan von Nachverpflichtungen – sofern sie nicht notwendig sind – gilt, war die Eisfläche zu Vorbereitungsbeginn bereits gut gefüllt und auch der damals noch 17-jährige Moritz Seider tummelte sich unter den Spielern. Ein Junge, der die Saison nutzen sollte, um richtig auf sich aufmerksam zu machen. Auf den Rängen saß häufiger Manager Alavaara und machte sich ein Bild von der Mannschaft. Grundlagen für den fast täglichen Austausch mit den Trainern.
Über allem schwebte allerdings noch immer die Frage, ob und wenn ja wie schnell der Umbruch in Mannheim gelingen würde und die Adler endlich wieder mehr als nur eine „Geldverbrennungsmaschine“ darstellten.
Im Vergleich zum Vorjahr unter Sean Simpson kristallisierte sich schnell heraus, worauf im Training Wert gelegt wurde. Tempo, ein sauberes Passspiel und allgemein ein sauberer Aufbau. Zielsetzungen, für die man die richtigen Spieler verpflichtet hatte. Vorbei die Zeiten des ständigen Dump & Chase, was in meinen Augen von spielerischer Armut zeugt und schon gar nicht umsetzbar ist, wenn man keine austrainierte Mannschaft hat, gell Herr Simpson?
Die ersten Testspiele im August in der Schweiz gaben dann die lang herbeigesehnten Aufschlüsse, dass sich Pavel Gross mit seiner Mannschaft auf einem guten Weg befand, dieser allerdings noch längst nicht sein Ende gefunden hatte. Nahezu ausgeglichen die Bilanz und gerade in Sachen Chancenverwertung war noch deutlich Luft nach oben. Gut eine Woche vor Saisonstart dann die 1:5 Testspielniederlage in Köln. Ein Grund zu grübeln oder gar ein kleiner Euphoriedämpfer?! Nein, aber ein zarter Wink, dass jeder zu Saisonstart bereit sein und 100% abrufen muss.
Start der Saison 2018/19
Endlich begann die neue Spielzeit am Freitag, den 14. September mit einem Heimspiel gegen die DEG aus Düsseldorf. Gleich zu Anfang vor heimischer Kulisse zeigen, worauf sich die Zuschauer endlich wieder freuen können. Aber für das Team auch ein erster richtiger Gradmesser, wo man denn nun im ligainternen Vergleich so steht. Die Partie ging jedoch leider mit 1:2 in der Overtime verloren. Dennoch hielt sich die Trauer über lediglich einen Punkt in Grenzen. Es wäre die falsche Reaktion gewesen, gleich wieder auf die Truppe oder einzelne Spieler draufzuhauen. Die Mannschaft hatte gekämpft, gute Spielzüge gezeigt, mehr Abschlüsse, aber wieder einmal machte das Thema Chancenverwertung einen Strich durch die Rechnung.
Im restlichen September verstand es die Mannschaft dann jedoch, ihre Leistung zu liefern und gleichzeitig Punkte einzufahren, sodass man sich oben an der Tabellenspitze festsetzen konnte. Etwas wild könnte man die Erfolge in Straubing (6:5) sowie gegen Wolfsburg (6:3) betiteln. Offensiv war die Produktion langsam am Warmlaufen, hinten hakte es hingegen noch desöfteren.
Der Weg nach oben, dann jedoch ein erstes Tief
Von Mitte Oktober bis Mitte November erspielten sich die Adler 9 Siege in Serie und setzten sich am Platz an der Sonne fest. Defensiv kehrte eine gewisse Stabilität ein und die Abläufe griffen immer besser ineinander. Es machte einfach wieder richtig Spaß diesen Adlern beim Eishockey zuzusehen. Lange Zeit hatte man darauf warten müssen.
Nach einem 3:0 Sieg gegen Krefeld am 23.11. 2018 sowie einem OT-Sieg in Bremerhaven, folgte jedoch eine unerwartete Niederlagenserie. 4 aufeinander folgende Spiele gingen an die Gegner. Vielen ist vielleicht noch der Satz von Meistertrainer Geoff Ward im Ohr: „Good teams don´t lose two in a row!“
Waren die Adler nun doch etwa noch kein gefestigtes Topteam in der Liga oder konnte man die Niederlagenserie mitunter an etwas anderem festmachen? Und hier sage ich ganz eindeutig: „Ja!“
Es wäre verkehrt zu behaupten, dass die Adler sich nicht auch an die eigene Nase fassen mussten, aber durch die Verletzung von Joonas Lehtivuori brach ein enormer Pfeiler in der Defensive für mehrere Wochen weg. Der Finne spielte zwar längst nicht zu spektakulär wie Verteidigerkollege Mark Katic, aber Lehtivuori war der Spieler, den man immer und in jeder Situation aufs Eis stellen konnte und man wusste, dass der Finne eine Lösung parat hat oder finden würde. Sein Fehlen hat sich anfangs deutlich bemerkbar gemacht. Ähnlich gestaltete sich leider die Situation mit seinem Landsmann Tommi Huhtala, der mit seinem Ausfall zum damaligen Zeitpunkt zunächst eine genauso tiefe Kerbe in den Angriff der Adler riss.
Mein erster echter Gedanke, dass es diese Saison klappen könnte
Der Dezember hatte dann 3 echte Kracher parat, die eine richtungsweisende Rolle einnehmen würden. Am 26. Spieltag setzten sich die Adler mit einem 1:0 im Penaltyschießen gegen den großen Rivalen aus München durch, wohlgemerkt in der bayerischen Landeshauptstadt. Überragender Mann in dieser Partie war ohne wenn und aber Dennis Endras, der die Münchner reihenweise mit seinen Saves zur Verzweiflung brachte.
Am 29. Spieltag dann das Kräftemessen in Köln.
Ich habe es nicht ganz so vernommen, aber in den ersten 10 Minuten mag Köln vielleicht die aktivere (bessere?) Mannschaft gewesen sein, jedoch hatte Pavel Gross seine Mannen derart gut eingestellt, dass die Adler mit zunehmender Zeit auftraten wie eine echte Spitzenmannschaft und nahezu ein perfektes Auswärtsspiel zeigten. Ich war an diesem Abend selbst vor Ort und schon beim Aufwärmen konnte man spüren, wie sehr die Jungs fokussiert waren. Zwar fehlte Joonas Lehtivuori nach wie vor, aber alle anderen Rädchen griffen ineinander. Gestützt durch einen wiederum stark haltenden Dennis Endras, blieb mir eine Szene vornehmlich in Erinnerung. Eine Kleinigkeit, aber sie zeigte mir, wie sehr es innerhalb der kompletten Mannschaft stimmt. Nachdem Chad Kolarik den 5:1 Endstand im letzten Drittel markierte, klatschte er seine Kollegen an der Bande ab, fuhr dann zu Pavel Gross, klatschte diesen noch einmal emotional ab und holte sich mit einem breiten Grinsen selbst einen Schulterklopfer vom Trainer. Es war der Wille, es war Leben in der Mannschaft, die Truppe war erfolgshungrig!
3 Tage später folgte dann der nächte beeindruckende Akt, der mir aufzeigte, dass sich die Adler 2018/19 vor niemandem verstecken müssen und das Zeug haben, ganz oben mitzuspielen. Ein 3:1 in München. Clever, diszipliniert und mit den Nadelstichen zur rechten Zeit. So spielt eine Topmannschaft!
Der Motor läuft lange Zeit auf Hochtouren
Vom 30.12.2018 bis zum 17.02.2019 – unterbrochen von einer Niederlage nach Penaltyschießen in Straubing – folgten 12 Siege (Erwähnung sollte hier verdientermaßen Chet Pickard finden, der den verletzten Dennis Endras hervorragend vertrat). Darunter ein 7:0 in Berlin und in 6:1 in Ingolstadt. Die Mannschaft lieferte ab und legte den Grundstein dafür, dass man die Hauptrunde als Tabellenerster abschloss; und dies mit beachtlichen Werten, die ich zu Beginn meiner Ausführungen bereits aufgelistet hatte.
Die letzten 6 Partien der Hauptrunde beendeten die Adler mit jeweils 3 Siegen sowie 3 Niederlagen und sollten im Viertelfinale auf die Thomas Sabo Ice Tigers treffen.
Das Viertelfinale mit Lieblingsgegner Nürnberg
4:1 in der Serie spricht eigentlich eine deutliche Sprache, doch so waren es mehr oder weniger nur die ersten beiden Partien und die letzten 30 Minuten in Spiel 5, die in meinen Augen eine überwiegend gute Leistung darstellten. Ansonsten wurde zu pomadig, ja vielleicht sogar zu arrogant versucht das Spiel im „Schongang“ gegen die Ice Tigers über die Bühne zu bringen. Mit Ausnahme des 2. Spiels in Nürnberg konnte man zwar zulegen, wenn es erforderlich wurde, aber dieser Schuss kann auch schnell mal nach hinten losgehen. Darauf verlassen sollte man sich jedenfalls nicht.
Der Mann der Serie dürfte nicht nur für mich Markus Eisenschmid gewesen sein. Andrew Desjardins mit seinem Hattrick in Spiel 1, oder Luke Adam sowie Mark Katic als damalige Topscorer mit 8 Punkten aus 5 Spielen sollten hier ebenfalls Erwähnung finden, aber 6 Tore in lediglich 5 Aufeinandertreffen waren schon eine echte Hausmarke!
Halbfinale gegen Köln – der Klassiker
Besser hätte man nach einer solch langen Pause und dem Warten auf den Halbfinalgegner wohl kaum in eine Serie starten können. Bereits nach nicht einmal einer Minute Spielzeit war es Ben Smith der die Adler mit einer geschickt abgefälschten Scheibe in Front brachte. Womit die Wenigsten gerechnet hätten - es sollte der letzte Torerfolg an dem gesamten Abend bleiben. Stattdessen wurde es ein hauptsächlich von der Defensive geprägtes Spiel, was den Adlern nicht unbedingt zugutekam. Am Ende konnte man Dennis Endras dafür danken, dass die Partie nach einem zwei auf eins Unterzahlkonter der Haie nicht doch noch in andere (falsche) Bahnen gelenkt wurde. Man soll ja immer vorsichtig mit solchen Behauptungen sein, aber gerade das zeichnet einen Topakteur aus: er ist da, wenn man ihn braucht! Somit ging Spiel 1 der Serie mit 1:0 an die Adler.
In Spiel 2 folgte die dringend benötigte Leistungssteigerung, nachdem Pavel Gross vor allem das 2. Drittel aus der vorangegangenen Partie sauer aufstieß. Abzüglich der ersten 5 Minuten des Aufeinandertreffens war es eine souveräne Vorstellung der Adler. Gestützt auf einer cleveren, starken Defensive und funktionierenden Special Teams ließen die Jungs eigentlich zu keinem Zeitpunkt etwas anbrennen. Zumindest hatte ich nie Zweifel daran, wer am Abend des 5. April als Sieger vom Eis gehen würde; selbst nicht, als nach dem 1:3 Anschlusstreffer der Kölner wieder Hoffnung im weiten Rund der Lanxess Arena aufkeimte. Dank des 4:1 Auswärtssieges stellten die Jungs von Pavel Gross also auf eine 2:0 Serienführung.
Spiel 3 der Serie begann ohne spielerischen Glanz. Die Adler spielten die ersten 20 Minuten verhalten und ließen die Haie erst einmal machen. Konsequent jedoch das Abwehrverhalten, besonders die Vielzahl der geblockten Schüsse. Ernsthaft in Gefahr war das Adler-Gehäuse in meinen Augen aber nicht und wenn es doch etwas gefährlicher wurde, stand hinten immer noch ein bislang schier unüberwindbare Dennis Endras.
Mitte des 2. Spielabschnitts besorgte der starke Mark Katic – nicht umsonst Playoff-Topscorer der Adler – mit einem präzisen Schuss die ersehnte Führung. Aufgrund einer fahrig (schlampig) verspielten siebenminütigen (!!!) Überzahlgelegenheit, gelang es der Truppe von Pavel Gross allerdings nicht, frühzeitig für mehr Entspannung der Fan-Seele zu sorgen. Dies sollte hingegen mit einem Powerplay zu Beginn des Schlussabschnittes geschehen. Nach wiederum starker Arbeit vor dem Tor von Haie-Keeper Gustaf Wesslau bugsierte Matthias Plachta die Scheibe ins Tornetz. Von dort an senkten sich die Köpfe der gegnerischen Akteure, die Adler zogen ihr Spiel souverän durch und sorgten in Person von Andrew Desjardins nach einem wunderbar herausgespielten Angriff sowie Luke Adam nach dickem Schnitzer von Haie-Kapitän Moritz Müller für den 4:0 Endstand – gleichbedeutend mit Halbfinal-Shutout-Nr. 2 für Dennis Endras.
Das 4. Aufeinandertreffen zwischen Mannheim und Köln, diesmal wieder in der Lanxess Arena, ließ sich kurz und knapp zusammenfassen: 4:2 gewonnen und über 40 Minuten eine starke Leistung gezeigt. Im letzten Drittel wurde mit angezogener Handbremse mehr oder weniger der Spielstand verwaltet und die Uhr runter gespielt. Dieser Erfolg war natürlich gleichbedeutend mit einem Sweep! Lediglich 3 Gegentreffer in der gesamten Serie! Zu stark waren diese Adler und die Haie fanden einfach keine Mittel.
Bereits am Abend des 9. April 2019 hatte sich das Tor zum Finale geöffnet. Für mich persönlich ein Triumpf zum Genießen – auf ganzer Ebene. Meine sehr „speziellen“ Freunde *hust* aus der Domstadt konnten nun endlich ihren Sommerurlaub antreten (sorry, kann die Haie einfach nicht ausstehen).
Die Adler waren vom Trainerteam super eingestellt, mannschaftlich geschlossen und abgezockt (clever), wie ein Spitzenteam eben auftreten muss. Das Warten auf den Finalgegner konnte also beginnen...
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