Adler wurden innerhalb eines Jahres nahezu komplett auf Links gedreht…
Hallo zusammen,
zunächst einmal wünsche ich Frohe Weihnachten!
Es ist jetzt schon ein ganzes Weilchen her, dass ich mich hier aktiv im Forum beteiligt habe. Stattdessen hielt ich mich als „stiller Mitleser“ im Hintergrund bedeckt und habe mir so versucht ein Bild gemacht. Manchmal angenehm überrascht, an anderer Stelle jedoch auch mal kopfschüttelnd und verwundert, wie der eine oder andere Fan zu solchen Schlüssen gelangt ist.
Sei´s drum, das ist nun abgefrühstückt und das Hauptaugenmerk meines Beitrages soll sich vornehmlich auf die sportliche (Neu-) Entwicklung der Adler Mannheim während des Eishockey-Jahres 2018 richten.
Es ist gut ein Jahr her, da habe ich meinen Emotionen über das missratene Abschneiden der Adler in den zurückliegenden Jahren weitgehend freien Lauf gelassen. Bevor ich diese Zeilen verfasste, führte ich mir die damals geäußerte Kritik noch einmal zu Gemüte. Planlosigkeit, Bequemlichkeit („Wohlfühloase“) sowie die Verschlossenheit/ Verblendetheit, eigene Fehler partout nicht eingestehen zu wollen, waren nur drei von vielen Themen, die mir zum damaligen Zeitpunkt doch ziemlich sauer aufgestoßen sind.
Nun - 370 Tage später - kann man sehr wohl behaupten, dass sich einiges, ja sogar fast alles zum Positiven verändert hat.
Folgend exemplarisch zwei Zitate und wesentliche „Forderungen“, die mir damals über die Finger rutschten, aber insgesamt auch eine breite Zustimmung hier im Forum fanden und hinter die man jetzt (endlich!) einen dicken Haken setzen darf.
Zitat Nr. 1:
Wer in schwierigen Zeiten kritisiert, der muss in guten Zeiten auch loben können - und genau das möchte ich an dieser Stelle tun.“ Dem neuen Manager bzw. Trainerteam obliegt es dann, den letzten Feinschliff vorzunehmen und eine eingeschworene Truppe auf das Eis zu bekommen, wo jeder für seinen Nebenmann und zugunsten des Erfolges alles investiert. Dann wäre ein Weg für sportlich aussichtsreichere Zeiten geebnet.“
Herrn Hopp sowie der gesamten sportlichen Führung um Jan-Axel Alavaara, Pavel Gross und seine Assistenten gebührt ein dickes Dankeschön. Dankeschön, dass endlich frischer Wind sowie eine komplett neue Ausrichtung stattgefunden hat. Das Scouting wurde umgekrempelt, plötzlich schaut man sich nicht mehr nur in Amerika um, sondern lässt dank des Managers seinen Blick auch nach Schweden und/ oder Finnland schweifen. Und womit?! Mit Erfolg! Spieler und gleichzeitig Leistungsträger wie die beiden Finnen Joonas Lehtivuori und Tommi Huhtala, sowie der aus der schwedischen SHL verpflichtete Brendan Mikkelson hätte es vor ein paar Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. Ich kann mich nur wiederholen, endlich hat dieses eindimensionale Nordamerika-Scouting ein Ende gefunden. Aber dennoch ist man auch dort mit Ben Smith auf einen guten Spieler gestoßen! Vorbei ist die Zeit, in der „der Markt wird beobachtet“ lediglich eine hohle Phrase zu sein scheint und dann doch der nächstbeste Ex-NHL-Profi verpflichtet wird. Unser neuer schwedischer Manager versteht sein Handwerk und verfügt auch über weitreichende Kontakte außerhalb von Nordamerika.
Zitat Nr. 2:
Ein Thema, das mir persönlich, wie auch vielen, vielen anderen Adler-Fans sehr am Herzen gelegen hat, findet nun die Aufmerksamkeit/ Gewichtung, welches es verdient. Es ist nicht nur die Rückholaktion von Janik Möser aus der Collegeliga in Nordamerika, sondern vor allem der Punkt, dass man bei personellen Engpässen (Verletztensituation) nicht mehr gleich in Panik verfällt und noch wie unter Teal Fowler direkt zum Geldbeutel greift und einen ausländischen Spieler nachverpflichtet, sondern stattdessen der Jugend eine Chance gibt – ein Samuel Soramies sowie Louis Brunne zahlen dieses Vertrauen zurück und auf längere Sicht profitieren die Adler ohnehin von diesem Vorgehen.“ Sehr wichtig ist an dieser Stelle - man hätte es auch bereits vorher erwähnen können - der kontinuierliche Einbau junger Akteure. Dass eine Mannschaft nicht ewig zusammenspielen kann, liegt in der Natur der Sache, also ist es umso bedeutsamer, dass man einen Nutzen aus der eigenen vorbildlichen Nachwuchsarbeit zieht. Das Jungadler-Projekt muss eine gewisse Basis bilden/ ein Standbein werden…“
Dem jüngsten und trotzdem wohl leistungsstärksten Youngster und Ex-Jungadler im Team möchte ich eine eigene Passage widmen. Richtig, es handelt sich um Moritz Seider. Normalerweise bin ich kein Fan davon, Spieler mit Lob zu überhäufen, doch bei Seider mache ich heute eine Ausnahme, zumal er mir von seiner Persönlichkeit, seinem Auftreten bereits sehr gefestigt vorkommt und sich selbst bzw. seine Leistungen richtig einzuschätzen vermag. Natürlich gibt es hier und dort noch einmal kleine Wackler, aber im Großen und Ganzen fällt nicht auf, dass der Mann mit der #53 in der Verteidigung noch nicht einmal Volljährig ist! Daumen hoch!
Trotz des ganzen Lobes für die „neuen“ Adler 2018/19 darf man einen Mann in meinen Augen dennoch nicht außen vor lassen. Die Rede ist von Bill Stewart. Ehrlich gesagt war ich ob seiner Verpflichtung im Dezember 2017 etwas skeptisch. Er konnte zunächst zwar Missstände wie lausige Kondition feststellen und versuchte diese zu beheben, aber der Erfolg ließ anfangs relativ lange auf sich warten. Ich war auch skeptisch, weil es mir persönlich wieder als die einfachste Lösung erschien, Stewart zu verpflichten.
Letztendlich muss ich klar und deutlich zugeben, dass ich mich bei dieser Personalie getäuscht habe! So war es u.a. auch der Problemanalytiker Bill Stewart, der die ersten kleinen Steinchen für einen Neuanfang zur Saison 2018/19 ins Rollen brachte. Mentalität, Einstellung und Herangehensweise spielten plötzlich wieder eine übergeordnete Rolle in der Adler- DNA.
Und eben das Thema Mentalität/ Einstellung hat mich ganz besonders in den letzten Partien, als mehrere Stützen der Mannschaft verletzungsbedingt ausfielen, neu in die Truppe „verlieben“ lassen.
Ich war beim 5:1 Auswärtserfolg in Köln live zugegen. Was da ein Markus Eisenschmid mit seiner Schnelligkeit „geackert“ hat, ein Brendan Mikkelson nahezu alle Zweikämpfe an der Bande für sich entschieden hat, ein Phil Hungerecker dem Gegner unter die Haut gegangen ist oder aber sich ein Chad Kolarik mit Pavel Gross nach seinem Tor emotional abgeklatscht hat (um lediglich ein ganz paar Szenen zu nennen) – das war eine lebendige, erfolgshungrige Mannschaft, die diesen Namen mehr als verdient hat. Jeder war für jeden da, natürlich auch die jungen Spieler - Zusammenhalt pur! Selbiges beim Spiel in München und ganz besonders beim Spiel der leuchtenden Herzen gegen Nürnberg. Auch wenn zunächst alles gegen die Adler zu laufen schien, sie haben wieder einen Weg gefunden, das Spiel noch zu ihren Gunsten zu drehen. Die tolle Atmosphäre und der Glaube von den Rängen haben ihr übriges dazu getan, dass man mittlerweile mit 9 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze steht. Respekt!
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu den Neuzugängen und dem einen oder anderen „alteingesessenen“ Adler-Spieler verlieren.
Beginnen werde ich mit Letzteren und dabei liegen mir die Namen Dennis Endras, Sinan Akdag sowie Luke Adam auf der Zunge.
Ich glaube, es ist nicht falsch zu behaupten, dass alle 3 Akteure bei so manchem Adler-Fan nicht den besten Stand haben und doch konnten sie mich zuletzt allesamt überzeugen. Dennis bringt seit dem 1:0 Sieg in München unbestritten hervorragende Leistungen. Ihn mehr als nur zwei Spiele am Stück absolvieren zu lassen, war ein gutes Zeichen der Trainer. Es scheint so, als habe ihn dieses Vertrauen beflügelt. Es werden bestimmt auch mal wieder ausbaufähigere Leistungen einkehr halten, aber für mich gibt es keinen Grund, nach einem neuen Goalie für 2019 zu schreien, erst recht nicht nach Strahlmeier! Hätte ich etwas zu sagen, gingen meine Überlegungen eher Richtung Duo Endras/ Pantkowski, der sich zuletzt endlich wieder bei den Heilbronner Falken stabilisiert hat und zu überzeugen weiß.
Bei Akdag könnte man die Überschrift meines Beitrages anwenden. Turnaround geschafft. Nach schwächeren Leistungen in den vorangegangenen Jahren und berechtigter Kritik, hat der Verteidiger unter Defense-Coach Mike Pellegrims offenbar wieder altes Vertrauen in seine Fähigkeiten gewonnen und spielt bisweilen längst nicht mehr so „lari-fari“, sondern versteht es immer besser, sich auch mal rechtzeitig bei einem angesetzten Solo vom Puck zu trennen. Seine Performance hat mich in der Tat positiv überrascht.
Nun zu Luke Adam. Was wurde hier nicht alles geschrieben, dass er zur kommenden Saison weg müsse etc. In gewisser Weise kann ich manche Kritik durchaus nachvollziehen, vor allem wenn die #90 wieder mal lethargisch wirkt oder einen Puck im gegnerischen Drittel „verdaddelt“. Trotz ordentlicher Scoring-Werte war ich in der letzten Saison absolut nicht mit Luke zufrieden. Die schwächelnde Tendenz schien er zu Beginn dieser Saison nicht abgelegt zu haben, da bin ich ebenfalls bei einigen Fans. Doch seit dem Ingolstadt-Spiel und seinem Erfolgserlebnis seht irgendwie ein anderer Luke Adam auf der Eisfläche. Einer der wieder spielerische Raffinesse mitbringt und den Puck mustergültig auflegen kann. Es erinnert dann doch wieder mehr an die #90 aus seiner ersten Adler-Spielzeit. Ich kann nur hoffen und wünsche es dem sympathischen und spaßigen Kanadier sehr, dass der Knoten endlich geplatzt ist und er weiterhin an die Leistungen der vergangenen Tage anknüpfen kann!
Ach ja, vielleicht noch ein kurzer Satz zu unserer #84, Andrew Desjardins. Herausragend seine Rolle innerhalb der Mannschaft, sowohl auf als abseits des Eises. Seine Vertragsverlängerung ist die logische Konsequenz!
Die Neuzugänge betreffend, etwas abgekürzt:
Joonas Lehtivuori:
Selten habe ich einen solch starken Defender mit diesem Spielverständnis gesehen. Es hat alles Hand und Fuß; Fehler sind bei ihm quasi nicht zu finden. Seine Verletzung kam eigentlich zur Unzeit. Sein Fehlen hat sich meiner Meinung nach in gewisser Weise auch in der Niederlagen-Serie bemerkbar gemacht.
Janik Möser:
Anfangs ohne Platz im Adler-Kader und angeschlagen. Wurde durch die Verletzten-Misere in die Mannschaft gespielt und macht seine Sache durchaus ordentlich, in den vergangenen Spielen sogar als Stürmer. Manchmal etwas leichtsinnig.
Brendan Mikkelson:
Ein Abwehr-Stabilisator mit spielerischen Fähigkeiten. Zweikampfstark und dazu äußerst fair. Seine Spielweise gefällt mir. Mit diesem Transfer hat Manager Alavaara der Abwehr das passende Puzzlestück hinzugefügt.
Cody Lampl:
Sehr schwer in die Saison gekommen. Hatte Probleme mit dem System und läuferischen Anforderungen von Coach Gross. Saß zwischenzeitlich überzähliger Spieler auf der Tribüne. Fand nach überstandener eigener Verletzung zurück ins Line-up und macht seither einen ordentlichen Job. Bin mir der Erwartungshaltung bewusst, die er nach seinem Wechsel aus Bremerhaven mitbrachte, nur vielleicht war diese doch etwas zu euphorisch, sodass Lampl eine gewisse Anlaufzeit benötigte.
Moritz Seider:
Kann man kurz halten. Weiter oben bereits alles gesagt.
Mark Katic
Schlittschuhläuferisch eine Augenweide und technisch sehr beschlagen. Es macht Spaß beim Eishockeyspielen zuzusehen. Manchmal ein bisschen zu viel „brotlose Kunst“, aber insgesamt ein richtig toller Neuzugang, der das Aufbauspiel mit schnellem guten ersten Pass und Offensivdrang bereichert. Hat in Larkin (spielt ebenfalls sehr stark!) den perfekten Nebenmann.
Markus Eisenschmid:
Er läuft und läuft und läuft. Unglaublich schneller Skater, der die Erwartungen mehr als erfüllt. War mir von Grund auf sympathisch, weil er sich gegen die Haie und für die Adler entschieden hat. Mitunter vielleicht etwas ungestüm, aber dank seines guten, harten Schusses auch eine vielversprechende Option im Powerplay. Ein Kandidat, en ich gerne frühzeitig verlängert sehen würde.
Ben Smith:
Grundsolider, stabiler Center. Dürfte scoringtechnisch gerne noch ein bisschen zulegen, aber die Erwartungen/ Hoffnungen, dass er die Liga kurz- und kleinscoren würde, waren ohnehin unbegründet. Selbst wenn er letzte Saison während des Calder-Cup-Runs der Toronto Marlies einer der Topscorer des Teams war, so basiert da Spiel von Ben Smith vornehmlich darauf, sich in den Dienst der gesamten Mannschaft zu stellen und für den Erfolg zu arbeiten. In den vergangenen Partien (Köln, München) konnte er sich verdientermaßen auch mal wieder mit einem Torerfolg belohnen.
Nico Krämmer:
Im Falle eines Stürmers, der ohne die Verletzungsproblematik, überwiegend in einer der hinteren Reihen aktiv wäre, ist die Bewertung „unauffällig“ sicherlich nicht die schlechteste. Erledigt die ihm zugedachten Aufgaben solide und kann für Entlastung sorgen. Ein guter Rollen-Spieler.
Samuel Soramies:
Anfangs als Förderlizenzspieler für Heilbronn unterwegs. Benötigte etwas Zeit, um bei den Falken fußzufassen, konnte sich durch ansteigende Leistungskurve aber für die Adler empfehlen, um den Kader aufgrund der Verletzungen aufzufüllen. Erhält Vertrauen von Pavel Gross und macht seine Sache bislang ausgesprochen gut. Hier und dort merkt man natürlich noch die fehlende Erfahrung und etwas fehlende Muskelmasse um sich durchzusetzen, aber der junge sollte für die Zukunft auf dem Adler-Zettel stehen. Womöglich täte seiner weiteren Entwicklung ein komplettes Jahr Heilbronn in einer tragenden Rolle (Powerplay, Unterzahl) mit viel Eiszeit sogar nicht unbedingt schlecht.
Tommi Huhtala:
Benötigte anfangs etwas Anlaufzeit, bestach aber durch seine läuferischen Fähigkeiten sowie seinen Einsatz. Als die Tore noch nicht so fallen wollten, warf er sich eben ganz selbstverständlich in gegnerische Schüsse und versuchte diese zu blocken. Ich denke das sagt viel über den Charakter/ Spieler Tommi Huhtala aus. Mit der Zeit durfte der Finne auch immer öfter über eigene Treffer jubeln, leider blieb auch er nicht vom Verletzungspech verschont…
Louis Brune:
Sorgte erstmals im Vorbereitungsspiel gegen Frankfurt (?) für Aufsehen, als dem Youngster 2 Treffer gelangen. Erhielt, ähnlich wie Soramies, die Chance auf Profieinsätze im Adler-Kader, nachdem die Personaldecke der Adler dünner wurde. Macht seine Sache gut, ist unbekümmert und dürfte der Adler-Verantwortlichen im Hinterkopf bleiben, wenn sich die Personalsituation wieder etwas entspannen sollte.
So weit so gut. Das wäre von meiner Seite zunächst einmal alles, was mir auf dem Herzen lag und sich über die letzten paar Wochen angesammelt hatte. Bestimmt hätte man bei dem einen oder anderen Thema noch tiefgründiger in die Analyse gehen können, aber viel mehr fällt mir momentan auch zum Thema Adler Mannheim 2018 nicht mehr ein – und außerdem ist es schon wieder länger geworden als ursprünglich geplant. Ich hoffe dennoch, dass Ihr Spaß beim Lesen habt und bin natürlich für konstruktive/ sachliche Kritik immer offen.
Vielen Dank!
Frohe besinnliche Feiertage, einen Guten Rutsch ins Neue Jahr und beste Gesundheit für 2019 wünscht Euch, Euren Liebsten und allen weiteren Adler-Fans…
Stephan